16. März 2013

William S. Burroughs - Retrospektive

Ausstellungseröffnung am 15. März 2013: "William S. Burroughs - Retrospektive" in der Sammlung Falckenberg in Hamburg-Harburg.

Der "Sprung über die Elbe" nach Harburg zur Sammlung Falckenberg und der Ausstellung "William S. Burroughs - Retrospektive"



Den Namen William S. Burroughs hatte ich schon gehört, das Buch (bzw. den Film) "Naked Lunch" schon wahrgenommen, aber wirklich beschäftigt hatte ich mich mit dem Herrn noch nicht. Daher ist diese Ausstellungen wiedermal eine tolle Anregung. (In einer Rede am Abend wurde davon gesprochen, dass in den Jahren viele der Bücher Burrougs verkauft wurden, aber die wenigsten Besitzer werden wohl darin gelesen haben.)

William S. Burroughs! Er war Literat und Künstler. Dabei aber auch schwer drogenabhängig und ein nicht zu greifender Charakter. Ein Denker der Beat-Generation. Für die einen war er genial und ein großes Vorbild. Von anderen gehasst und sein Werk wurde als Teufelszeug abgestempelt. Die Schriften immer wieder mal verboten. Von vielen missverstanden oder einfach unverständlich. Seine klaren Worte und verschrobenen Sätze schockieren, lassen den Leser irritiert zurück. Ein Kopf voller Drogen ist schwer zu verstehen. Durch die Schriften und Arbeiten gelingt es vielleicht ein Seitenweg zum Verständnis zu finden.

Und genau aus diesem Grund ist es spannend einem solchen Querkopf der Literaturszene eine Retrospektive zu widmen. So beschreibt das Programm der Sammlung Falckenberg eben auch einen viel komplexeren Burrough: "Weit weniger bekannt ist dagegen, dass Burroughs auch als multimedial arbeitender Künstler ein umfangreiches und vielgestaltiges Werk geschaffen hat, das Experimente mit Tonband, Film und Fotografie ebenso umfasst wie Malerei und Collagen[...]"(Quelle: "William S. Burroughs - Retrospektive" auf der Seite der Sammlung Falckenberg)

Ein Blick in die Ausstellung "William S. Burroughs - Retrospektive"

In der Ausstellung dann selber wird der Besucher mit Fotos, Bildern, Buchtiteln (verschiedenster Ausgaben), Filmen, Tonspuren und Installationen überschüttet. Zudem kommen Werke dazu, die durch die Arbeiten Burroughs inspiriert wurden. Die Ausstellungsmacher haben es geschafft den gleichen Effekt hervorzurufen, den das lesen eines Buches des Autors in einem weckt: Überforderung! Mich persönlich haben vor allem die Fotos und die darauf gezeigte Freundschaft zwischen Burroughs, Allen Ginsberg ("Howl") und Jack Kerouac ("Unterwegs") beeindruckt. Eine wunderbare Dokumentation dieser Querköpfe. Alle aus der Beat-Generation und den Drogen nicht abgeneigt, schafften sie eine neue Weltsicht. Dazu passt auch eine Fotoserie in der sich Burroughs vor einem großen "Danger"-Schild kompliziert eine Zigarette ansteckt.

Das bildnerische Werk Burroughs hat mich nicht überzeugt. Trotzdem hat es einen weiteren Einblick in das schaffen Burroughs gebracht. Mit Neonfarben experimentiert und mit Waffen auf die Bilder geschossen zeigen eine ganz persönliche Note. Für mich persönlich aber steht dabei die Kunst im Hintergrund und die Drogen im Vordergrund. Aber eben genau das rundet vielleicht die Retrospektive des genialen und verrückten Mannes ab!

Der Sammler Harald Falckenberg bei seiner Rede zur Ausstellung "William S. Burroughs - Retrospektive"

Wie Harald Falckenberg in seiner Rede dann später am Abend sagte, wurde Burroughs eben auch ein Widerständler gegen die Kontrollgesellschaft.  Er holte sich unter anderem aus dieser Quelle die Inspiration für sein Werk. Weiter stellte der Sammler die Frage in den Raum, wie hätte wohl Burroughs auf die heutige Zeit reagiert, in der die Kontrollgesellschaft die Kontrolle über die Kontrolle verliert. Leider kann den Reden durch die Raumaufteilung, den schlechten Sound und das Geschnatter der Anwesenden nur schlecht gefolgt werden. Zudem ist in dem Raum die Luft zum schneiden. Als würden alle es mal wieder ausnutzen wollen in einem geschlossenen Raum zu rauchen, qualmt es unentwegt und überall. Der Raum lädt mich daher nicht zum Verweilen ein.

Mein Fazit: Eine faszinierende Ausstellung über eine beeindruckende Persönlichkeit, die Zeit seines Lebens in verschiedenen Grauzonen gelebt hat. In dieser Ausstellung liegt einem ein Mann als Gesamtkunstwerk vor, das einzelne Werk verschwindet leider etwas dahinter. Trotzdem absolut sehnswert!

"WILLIAM S. BURROUGHS – RETROSPEKTIVE" in der Sammlung Falckenberg (Hamburg-Harburg) 16. MÄRZ – 18. AUGUST 2013. Besuch nur mit Führung. Anmeldung unter: Sammlung-Falckenberg/Besuch






Eigene Arbeit zu William S. Burroughs
Wie schon einleitend gesagt, war die Ankündigung der Ausstellung eine großartige Anregung für meine eigene Arbeit. Dabei ist ein Bild entstanden welches aus einem Portrait Burroughs und einer Textpassage aus Naked Lunch besteht. Die Bilder, die ich von William S. Burroughs gesehen haben passen so garnicht mit der Biografie von ihm zusammen. Der biedere ältere Herr, die schonungslosen Texte und die Vita eines Suchenden. Daher ist genau dieser Text im Bild so passend. Er möchte eigentlich nicht so was schreiben, aber er muss es einfach tun. Er kann nicht anderes. Er entschuldigt sich dafür. Das Portrait vermittelt eben genau so ein Haltung von Hilflosigkeit. Danke für die Inspiration!

Acrylmalerei (Portrait) und Schablonentechnik (Text), 100x100cm auf Leinwand, 2013

Blick in Atelier. Bei der Arbeit zu dem Bild "Geneigter Leser" (Naked Lunch von William S. Burroughs)



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