Bei meinem Besuch in Bremen bin ich gleich am ersten Nachmittag in die Galerie-Mitte gestolpert. Wie sich zeigte war es ein gutes stolpern.
Der erste Eindruck ist erstmal kühl und nüchtern. Minimalistische Hängung und viel schwarz, weiß, grau. Sind ja jetzt nicht die "Farben" die mich sofort abschrecken würden. Aber ich brauchte einen kleinen Moment um mich an dem Ort und mit den Bildern zurecht zu finden. Es sind, bis auf eine Videoinstallation, nur Bilder zusehen. Das große Thema ist Landschaft/Natur/Empfindungen und ist in Kooperation mit der naheliegenden Kunsthalle und der Galerie Basta (Hamburg) entstanden.
Gleich links am Anfang des rechteckigen Raumes, der nur durch ein paar Säulen gebrochen wird, hängen die Zeichnungen von Nanne Meyer. Im ersten Moment wirken sie wie ein wildes durcheinander. Filigranes und feine Strukturen bilden sich erst nach einem Moment des Hinschauen heraus. Die Bilder im gesamten erinnern an Wolken oder auch an verschwommene Landkarten. Im Detail aber liegen geometrische Formen übereinander, unter zum Teil farbigen, feinen Strichen. Im Ausstellungstext heißt es dann dazu: "Mit den [...] ausgestellten großformatigen Blei-, Farb- und Tuschezeichnungen aus der Werkgruppe "Papierperspektive", mit ihren meteorologischen Linie, den dynamischen, nachvollzogenen Luft- und Flugbewegung und den untergründig erkennbaren urbanen Strukturen, wird das fragile Wechselverhältnis von Mensch und Natur angedeutet." So kann man das natürlich auch ausdrücken.
Dann kommt ein kleines Foto und damit auch der einzige Beitrag von Luis Camnitzer. Er hat eine Berg-Landschaft mit Miniaturfiguren auf seinem Gesicht gestaltet und dieses im Profil fotografiert. Ein kleiner aber spannender Beitrag zu dem Thema. Der Text von der Galerie-Mitte ergänzt dann auch "Jederzeit könnte der Mensch seine Gesichtszüge verändern und dadurch den Frieden und die Idyll zum Einsturz bringen."
Der dritte Künstler, der an der Stirnseite und am hinteren Teil der rechten Wand seine Bilder zeigt, ist Bogdan Hoffmann. Seine schwarz-weißen Bilder sind auf das wesentliche reduziert. Diese Drucke spielen mit Orten und ihrer Geschichte. Der "Ort" ist die Nordsee im Groben und alles was darum herum ist. Diese Bilder fallen durch ihre großen schwarzen Flächen und klaren Texte (manchmal auch nur ein Wort) sofort auf. Kräftig und Krass. Vielleicht wirken sie auch nochmal mehr, weil sie den feinen Bildern von Nanne Meyer gegenüber stehen.
Zudem haben noch Klaus Hoefs "Eisberge" in die Ausstellung gefunden. Nach Aussage der Galerie ein Symbol für den Kreislauf von Werden und Vergehen. Daneben die Videoarbeit von Peer Radelfinger. Sein Thema ist die Sonne. Der minimalistische Animationsfilm, der aus einzelnen Zeichnungen entstanden ist, passt von der Thematik sehr gut neben die Arbeiten von Hoefs. Die Zeichen-Arbeit von Ralf Tekaat ist zwar beeindruckend, kann sich aber leider in dem kleinen Nebenraum nicht wirklich entfalten.
Eine wunderbare kleine Ausstellung, die sich sehr überzeugend auf das Thema "Landschaft - Berührt" einlasst. Es war ein spannendes Erlebnis.
Zu sehen ist die Ausstellung nur noch Heute und dieses Wochenende von je 15 - 18 Uhr.
Beim Paulskloster 12, 28203 Bremen, www.galeriemitte.eu
Nachtrag: Habe noch einen schönen Artikel in der taz gefunden: "Brutale Landschaften"
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