30. Mai 2012

Wim Wenders


Wim Wenders in der Sammlung Falckenberg

Letzte Woche war ich in der Ausstellung »Places, strange and quiet« von Wim Wenders in der Sammlung Falckenberg. Die Fahrt in den Süden Hamburgs, also nach Harburg, ist schon immer wieder schön. Die Überkreuzung der Elbe ist für Menschen, die das nicht jeden Tag machen, immer wieder ein netter Ausflug. Schon im letzten Jahr bei der Ausstellung der US-Künstlerin Marylin Minter begeistert mich die alte Fabrikhalle der ehemaligen Phönix Werke. Auf mehreren Etagen, die durch Sichtachsen verbunden und ganz in Weiß gehalten sind, haben die Bilder viel Raum um zu wirken. Dieses also mal Fotos. Wie immer bei dem Besuch der Sammlung geht es nicht ohne Führung (Ausnahme sind die Ausstellungseröffnungen). Der besucher trägt sich Online in eine der Termine ein. Es gibt ca. 3 bis 4 Führungen pro Woche, die jeweils ca. 90 Minuten dauern. Auch bei dieser Ausstellung waren schon schnell viele Plätze vergeben. Aber der Reiz das Haus und die Ausstellung mit nur wenigen Menschen zu teilen spricht für diese Art der Besucherplanung. Bei den Vernissagen bricht das Haus, im Gegensatz zu den Führungen, förmlich auseinander. Leider ist es mit 15€ mal wieder nicht für jeden erschwinglich. (Online Buchen)

Sammlung Falckenberg

Wim Wenders, vor allem bekannt als Filmemacher, stellt dieses mal seine Fotos aus. Die Bilder wurde aufgenommen auf seinen zahlreichen Reisen und beschreiben sehr eindringlich den besonderen Blick des Künstlers. Er selber spielt auch in seinen Filmen gerne mit Bildern und besonderen Einstellungen ("Paris, Texas", "Buena Vista Social Club", "Pina"). Und so ist es nicht verwunderlich, dass auch seine Fotos beeindrucken. Auch wenn er selber sagt, das die Fotografie und seine Filme völlig unterschiedlich sind. Für den Betrachter, der Wenders aber eben hauptsächlich durch die Filme kennt, verschmelzen die beiden Produkte sehr stark. Parallelen sind mehr zu erkenne als es dem Künstler wohl lieb ist. Bei seinen Fotos arbeitet er alleine, arbeitet absichtlich analog und ist alleine mit den Landschaften, die er betrachtet. Ganz im Gegenteil zu den Filmen. Am Set arbeitet er mit einem großen Team, ausgedachten Geschichten und mit neueste Digitaltechnik. Das sind die Unterschiede, aber davon bekommt der Betrachter erstmal nichts mit.

Ausblick aus der Sammlung Falkenberg in den Hinterhof der Phönix-Werke

Zum einen wirken die Bilder durch ihre Größe. Für Wenders sind neben der Komposition vor allem das Licht und die Farben wichtig. Die meisten Motive sprechen mich persönlich an. Das verlassene, melancholische zum Teil auch groteske steht hervor. Zu fast jedem Bild gibt es noch eine Geschichte, 4 bis 8 Zeiler verfasst von Wim Wenders. Sie versuchen etwas über die Gefühlswelt Wenders während der Entstehung der Bilder zu sagen. Dadurch entsteht sofort eine neues Kopfkino beim Betrachter. Sehr gut gemacht ist, dass die Texte nicht neben sondern gegenüber der Bilder angebracht sind. So fängt man erst an sich mit dem Bild zu beschäftigen und dann erst versucht man sich über den Text nochmal neu dem Foto zu nähern. Fast jedes mal wird einem eine vorher selbst zurecht gelegte Story über den Haufen geworfen und eine andere vorgesetzt. Und dann entsteht die Symbiose aus der eigenen Geschichte, dem Text von Wenders und dem Bild an der Wand. Ein spannendes Zusammenspiel. 

"Baudenkmal Phönix-Werk"

Die Führung war mal wieder sehr bereichernd und war auch kritisch zu den Aussagen von Wenders. Sein Begriff von Wahrheit wurde nicht nur einfach hingenommen sondern Hinterfragt (im Bezug auf Digital vs. Analog Fotografie). Leider war nicht soviel Zeit, noch etwas im Rest der Sammlung zu stöbern (wie bei Eröffnungen möglich).

Im Hinterhof der Phönix-Werke

P.S. Zwei Bilder die direkt nebeneinander hängen möchte ich noch gerne erwähnen. Rechts zu sehen ist ein Pausen-Clown beim Australischen Rodeo und auf dem rechten Bild ist ein Polizist in voller Kampfmontur beim G8 Gipfel in Heiligendamm. Beide stehen mit dem Rücken zur Kamera und stützen sich auf das rechte Bein. Eine wunderbare Zusammenstellung. Beide Bilder sind in der Diashow auf der Seite der Sammlung Falckenberg zu sehen.


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